Änne Markus
Die verwandtschaftlichen Verhältnisse zwischen den Familien Markus (Lange Straße 78) und Silberberg (Lange Straße 81) sind wahrscheinlich, lassen sich aber nicht zweifelsfrei nachweisen. Daher findet sich hier zu Änne Markus eine eigene Seite.
Familie Silberberg
Familie Silberberg war eine Kaufmannsfamilie mit einem eigenen Kaufmannsladen. Sie wohnte in der Langen Straße 81. Sie gehörte zu den ärmeren Juden der Stadt Vlotho (dies ging so weit, dass sie 1938 nicht in der Vermögensliste der Stadt auftauchte trotz des eigenen Geschäftes). Leider gibt es nur über vereinzelte Personen nähere Informationen. Das Haus der Familie Silberberg war im späteren Verlauf der NS-Zeit eines der Judenhäuser in Vlotho. Nur Henny und Marianne Silberberg überlebten das Konzentrationslager, kamen nach Vlotho zurück und wanderten in die USA aus.
Rebekka Silberberg
Rebekka Silberberg ist die Mutter von Willy Silberberg. Sie wurde am 21.02.1861 geboren und ist in Krefeld aufgewachsen . Als geborene Markus kam sie 1882 nach Vlotho. Hier heiratete sie Israel Silberberg und zog in die Lange Straße 81. Sie arbeite mit ihrem Mann als Geschäftsfrau im gemeinsamen Laden. Sie brachte fünf Kinder zur Welt. Ihr Mann, Israel Silberberg, starb bereits vor dem Holocaust. Sie selbst wurde am 31.07.1942 mit ihrer Familie in das KZ nach Theresienstadt deportiert, wo sie auch am 25.01.1943 verstarb. Bei der Abholung durch die Vlothoer Polizei und SS-Männer zur Deportation nach Theresienstadt soll Rebekka Folgendes gesagt haben: „In diesem Haus habe ich fünf Kinder geboren. Jetzt verschleppt man uns. Ich habe immer gehofft auch hier sterben zu können."
Willy Silberberg
Willy Silberberg war der Vater von Jutta (Marianne) Silberberg. Er wurde am 28.05.1894 in Vlotho geboren und wuchs auch hier auf. Willy hatte vier Geschwister und war der Sohn von Rebekka und Israel Silberberg. Nachdem sein Vater gestorben war, übernahm Willy das Geschäft seines Vaters, in welchem er Häute, Felle und Därme verkaufte. Als ein deutscher Bürger zog er für „Kaiser und Vaterland“ in den Krieg und kehrte als Kriegsverletzter mit einem steifen Bein zurück. Er war mit Henny Silberberg verheiratet. Willy wurde am 31.07.1942 mit seiner Mutter Rebekka Silberberg, seiner Frau Henny Silberberg und seiner Tochter Jutta Silberberg in das KZ Theresienstadt deportiert. Danach ging es dann am 06.10.1944 weiter nach Auschwitz. Dort wurde er auch am 09.10.1944 ermordet. Nach Aussagen von Zeugen schien Willy in seinem Laden immer ein sehr ruhiger und stiller Mensch gewesen zu sein, der sich nicht so leicht provozieren ließ.
„Da gab es den Schlachter S. in Vlotho. Dieser hatte natürlich die Anweisung: Juden werden zuletzt bedient. Ich stand da. Willi Silberberg stand auf dem Bürgersteig. Man rückte immer näher zu ihm auf. Der musste warten, ließ die anderen vorbei. Dann kam eine Frau aus der Valdorfer Straße. Die holte Willi nach vorne und sagte:“So, Willi, jetzt bist du dran!“ Da sprangen plötzlich vier Frauen nach vorn: „Wir machen Meldung beim Ponsilius – das war der Ortsgruppenleiter der NSDAP – wenn hier der Jude bedient wird. Er hat zu warten, wir sind jetzt dran!“ Und Willi Silberberg, der humpelte bis zur Tür und lehnte sich mit dem Rücken an den Türpfosten. Ich aber habe mich geschämt, ich habe mich unheimlich geschämt.“
Ein Zitat einer Zeitzeugin
„Silberberg Willi, tritt auf der Transportliste EN der deportierten Personen am 6.10.1944 aus dem Lagerghetto Theresienstadt ins KL Auschwitz-Birkenau auf... Wenn der Erwähnte mit diesem Transport gebracht wurde, so ist er höchstwahrscheinlich am 9.10.1944 in der Gaskammer ermordet worden.“
Ein Brief aus dem Auschwitz-Museum vom 22.3.1989
Justus Scherfeld