Gustav und Ella Weinberg lebten in der Nähe der heutigen Obergstraße, also hinter dem alten Güterbahnhof an der Weserstraße Straße Richtung Bad Oeynhausen (ungefähr einen Kilometer vom stellvertretenden Stolperstein entfernt). Die damalige Adresse war die Lange Straße 9, doch später wurde das Haus, aufgrund der Verbreiterung der Weserstraße, 1978 abgerissen. Ihr Sohn Walter Weinberg ist einer der Holocaust-Überlebenden aus Vlotho.

Gustav Weinberg war Viehhändler, für damalige Verhältnisse ein typisch jüdischer Beruf und auch ein möglicher Grund für die Nähe zur ebenfalls jüdischen Getreide- und Futtermittelhandlung „Juchenheim & Co.“, die sich gegenüber des Güterbahnhofs befand. Das Haus stand auch in der Nähe des alten jüdischen Friedhofs an der Obergstraße.

Gustav Weinberg ist am 2. Februar 1874 in Hohenhausen geboren und heiratete später Ella Weinberg, die mit Mädchennamen Gronsfeld hieß und am 6. Januar 1876 in Aerzen zur Welt kam. Tätig war sie später als Hausfrau.

Vermutlich auch aufgrund der deutlich bedrohenden Ereignisse des Novemberpogroms in Vlotho zog das Ehepaar Weinberg 1939 nach Dortmund um, wahrscheinlich um in der größeren Stadt weniger aufzufallen. Sie wohnten dort in der Deutsch-Luxemburger-Straße in Dortmund-Hombruch. Es ist außerdem bekannt, dass der Besitz des Wohnhauses in der Langen Straße irgendwann in der Zeit von 1938-1939 an einen Karl Giesselmann wechselte.

Doch auch schon vor der Reichspogromnacht fanden Übergriffe statt. Aus dem Bericht Paul Schildwächters (Vlothoer Amtsbürgermeister 1920 - 1935) von 1935 geht hervor, dass in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar 1935 Schaufenster, Privatfenster und Haustüren unter anderem auch beim Viehändler Weinberg zerstört worden sind.

Walter Weinberg, der Sohn der Familie, schaffte es in den Niederlanden unterzutauchen und wanderte nach dem Krieg  nach Uruguay aus. Es ist außerdem bekannt, dass er zum Anlass der jüdischen Woche im Jahr 1988 in Vlotho zu Besuch war. Durch den langjährigen Vorsitzenden der Mendel-Grundmann-Gesellschaft, Helmut Urbschat, der persönlichen Kontakt zu Walter Weinberg hatte, wissen wir außerdem, dass er bei seinen Besuchen in Vlotho immer den letzten Brief seiner Eltern bei sich trug.

Gustav und Ella Weinberg wurden am 27. Januar 1942 zusammen nach Riga deportiert und gelten als verschollen. 


Jona Vorderbrügge