Familie Steinberg

Die Familie Steinberg ist eine alteingesessene Vlothoer Familie.
Zur Zeit des Nationalsozialismus lebten die beiden Geschwister Hedwig Levi, geb. Steinberg und Louis Steinberg.
Hedwig Levi wurde am 31.3.1875 geboren, Louis Steinberg am 2.8.1867. 
Ihr Vater Adolph war Schlachtermeister in Vlotho und mit Cäcilie verheiratet.
Die Stolpersteine der beiden Geschwister befinden sich in der heutigen Mühlenstraße.

Hedwig Levi 

Die am 31.3.1875 geborene Hedwig Levi hat  den Lehrer und Kantor der jüdischen Kultusgemeinde Salli Levi geheiratet. Gemeinsam lebten sie in der Valdorfer Straße 26.
Aus der Ehe zwischen Hedwig Levi und Salli Levi sind zwei Kinder hervorgegangen: Grete und Adolph.
Hedwig hatte mehrere harte Schicksalsschläge zu verkraften: Sie hat nicht nur ihren Ehemann früh verloren, sondern auch ihre beiden Kinder sind  jung verstorben. Später zog Hedwig in die Valdorfer Straße, wo am 10.November 1938 SA-Männer in ihre Wohnung eindrangen und sie verwüsteten sowie Gegenstände auf die Straße warfen. 1940 wies man Hedwig  in das „Judenhaus“, welches sich in der Höltkebruchstraße 9 befand, ein. Circa 1941 zog sie in eines der zentralen „Judenhäuser“ in der Langen Straße 83. 
Den Grabstein ihres Ehemannes finden Sie heute noch auf dem jüdischen Friedhof.
Knapp drei Monate nach ihrer Deportation am 31.07.1942 nach Theresienstadt starb sie am 13.09.1942. Hedwig befand sich in dem letzten Transport von Vlothoer Juden. In der Mühlenstraße befindet sich ein Stolperstein, um an ihr Schicksal zu erinnern. 

louis Steinberg 

Louis Steinberg war wie sein Vater Schlachtermeister und Kaufmann. Er heiratete die aus Friedberg in Hessen stammende Thekla, geb. Arnstein, mit 36 Jahren. Diese Ehe ist aus Vermittlung entstanden, d.h. die beiden kannten sich vor der Hochzeit nur durch Briefe.
Die Ehe blieb jedoch kinderlos, Thekla verstarb 1932. Als Erbinnen setzte Louis Steinberg seine Schwestern Hedwig Levi und Ottilie Blank ein. Auch ihren Grabstein findet man heute noch auf dem jüdischen Friedhof.
Da er im ersten Weltkrieg mit fast 50 Jahren  für Deutschland gedient hatte,  erhielt er 1937 das Ehrenkreuz für Kriegsteilnehmer, das er, so die Quellenlage, stolz in seinem Schreibtisch aufbewahrte.  Mit schweren Kriegsverletzungen kam er zurück nach Vlotho, da er als „frontuntauglich“ galt. 1936 baute er seinen Alterswohnsitz und zog noch im selben Jahr ein. Auch Hedwig lebte zwischenzeitlich in dem Haus, welches sich in der Mühlenstraße befand.
Am 10.11.1938 wüteten  SA-Zerstörungstrupps in seinem Haus und richteten eine große Verwüstung an. Aus Panik floh er auf die Polizeiwache ins Rathaus.
Schließlich musste er jedoch das Haus im Zuge der Arisierung 1940 verkaufen. Über den Verkaufserlös  konnte er jedoch nur ratenweise verfügen und bekam monatlich von der Devisenüberwachungsstelle in Münster 300 RM, später wurde es auf 210 RM herabgesetzt.
Schließlich wurde er ins Judenhaus in der Höltkebruchstr. 9 eingewiesen.

1941 hat er versucht, nach Amerika auszuwandern, wo sein Bruder lebte, von dem aber ansonsten nichts bekannt ist. Aus Briefen ist zu entnehmen, dass sein Bruder Paul  seine ,,Heimat“ in Philadelphia fand. Dieser Auswanderungsversuch scheiterte jedoch, da Deutschland mit den USA seit Dezember 1941 im Krieg war.
Kurz vor seiner Deportation am 29.7.1942 musste er ins Judenhaus "Lange Straße 83" umziehen, wo seine Schwester Hedwig Levi untergebracht war. Dort lebten die jüdischen Familien auf engstem Raum. Daher verkaufte er seinen Schreibtisch, in dem nach dem Krieg zahlreiche Dokumente entdeckt wurden. 
Am 31.07.1942 wurde er gemeinsam mit seiner Schwester nach Theresienstadt und schließlich ins KZ Treblinka deportiert. Seitdem gilt er als verschollen. Als sein Todestag gilt der 8.5.1945, da dieser das Ende der nazistischen Gewaltherrschaft in Europa kennzeichnet.

Zusätzliche Informationen 

Haus in der Mühlenstraße 

Führungszeugnis 

Ehrenkreuz

Abraham STeinberg 

Die Beziehung zu Louis Steinberg ist unbekannt. Er lebte vor der Zeit des Holocausts, doch er hatte Kinder, welche diese Zeit miterlebten. 

Biographie 

Abraham Steinberg wurde am 27.06.1825 in Vlotho geboren und besaß eine erfolgreiche Matzenbäckerei. Er heiratete Sortine Wilma Lilienthal, die einige Wochen nach der Geburt des letzen Kindes mit nur 33 Jahren ,, in der Blüte ihrer Jahre“, so steht es auf ihrem Grabstein, starb. Sie bekamen vier Kinder, Tochter Emma heiratete später Alwin Juchenheim. Einer Steuerliste ist zu entnehmen,dass Abraham Steinberg 1897/98 der wohlhabendste Jude in Vlotho war, sowie  der Vorsitzende der Synagogengemeinde Vlothos. Er sah sich gegenüber der Synagogengemeinde und Öffentlichkeit verpflichtet und spendete 5000 M nach seinem Tod der Gemeinde. Er starb im Alter von 88 Jahren. 

Seine Matzenfabrik

Es ist unklar, wie lange die Matzenbäckerei in Vlotho bestanden hat. 1910 war das Grundstück Lange Straße 117 noch als Eigentum Abraham Steinbergs aufgeführt. Nach dem Tod von Abraham Steinberg im Jahr 1913 ging das Grundstück mit dem Haus an den Buchhändler Ernst Sitte über. 

Die Matzenfabrik befand sich im Hinterhaus des Anwesens Lange Straße 117, heutige Burgstraße 3. 
Matzen ist eine Art Weizenbrot, welches während des siebentägigen Passahfestes gegessen wird. A. Steinberg verkaufte zudem Zuckermazoth. Mazoth ist der Plural von Matzen. Das mehrtägige Passahfest erinnert an die Befreiung des Volkes Israel aus der ägyptischen Sklaverei. Das Fest gehört zu den wichtigsten im jüdischen Kalender.

Die Matzenfabrik bestand schon 1870 in Vlotho. Steinberg lieferte seine ,,Mazoth‘‘ per Bahn bis hoch in den Norden Deutschlands, unteranderem nach Köln, Magdeburg, Emden und Bremen. 

Grabstein von sortiNe Steinberg (geb. Lilienthal)


Grabstein von sortiNe Steinberg (geb. Lilienthal)

Den Platz für das Kriegsdenkmal stiftete Abraham Steinberg (1896).

Das Denkmal stand an der oberen Langen Straße. Dort mündete damals die Hötkebruchstraße ein. 
1957 wurde es abgerissen. Heute gehört der Platz zum Bereich der Museumsinsel ,, am Roseneck‘‘. Diese Errichtung zeigte Pariotismus und Opferbereitschaft seitens Abraham Steinberg. 

Rena Wilken