Der jüdische friedhof
Es befinden sich 185 Grabstätten auf diesem Friedhof, sowie 163 erhaltene Grabsteine. Er liegt gegenüber dem früheren evangelischen Friedhof, heute städtischer Friedhof. Auch Juden aus Bad Oeynhausen sind dort begraben, da sie damals zur Vlothoer Synagogen-Gemeinde gehörten. Rund 40 Grabsteine lassen sich Juden aus Bad Oeynhausen zuordnen.
Mahnmal
Ein 1969 errichtetes Mahnmal erinnert an die Vlothoer Holocaust-Opfer. Es besteht aus drei aufrechten Steinen. Auf zweien der Steine stehen die Namen der 41 Holocaust-Opfer. Auf dem weiteren Stein steht in hebräisch und deutsch die Inschrift ,,FRIEDE SEI MIT EUCH‘‘ und ,,SIE WAREN BÜRGER DER STADT VLOTHO‘‘
Vom altem zum neuen Friedhof
Der alte jüdische Friedhof befand sich am Oberg und wurde circa 1850 aufgegeben, da die Synagogengemeinde ein größeres Gelände, namens ,,Heilige Seele‘‘, erwarb. Der neue Friedhof befindet sich gegenüber des damaligen evangelischen Friedhofs, heute städtischer Friedhof. Diese Lage macht deutlich, dass Juden in Vlotho zur Mitte des 19. Jahrhunderts als gleichberechtigte Bürger galten. Zunächst wurde nur ein Teil des neuen Friedhofs genutzt, um ein Vorratsgelände für die späteren Generationen zu erhalten, da eine Nachbestattung im selben Grab, wie im Christentum, nicht üblich ist. Nachbestattung gilt als Störung der Totenruhe. Von den 4277 qm des neuen Friedhofs wurden zunächst nur 1298 qm genutzt. Ende der zwanziger Jahre wollte die Synagogengemeinde auf das Vorratsgelände des neuen Friedhofs zurückgreifen. Dieses Vorhaben führte zu Beschwerden der Anwohner der Wilhelmstraße, heute Wilhelm-Kölling-Straße, da als Abgrenzung eine Mauer errichtet werden sollte und der Bestattungsplatz in Richtig Wilhelmstraße erweitert werden müsse. Die Synagogengemeinde erklärte, sie sei bereit einen Grundstücksstreifen von 2m abzugeben, wenn die Wilhelmstraße durch dieses Vorhaben ausgebaut werden müsse.
Durch die Verschleppung und die Verdrängung der Juden ab 1933 bekam das geplante Vorratsgelände keine Chance mehr genutzt zu werden. Während der NS-Zeit wurde der jüdische Friedhof Opfer mehrerer Vergehen. 1942 zeigte Louis Steinberg, ein jüdischer Bürger der Stadt Vlotho, bei der Polizei an, dass 23 Grabsteine umgeschmissen wurden. Sappke, der damalige Bürgermeister, schrieb neben die Meldung: ,,Keine Ermittlung anstellen". 1968 wurden die historischen Grabsteine, die sich auf dem alten Friedhof befanden, auf den Neuen Friedhof an der Wasserstraße verlegt. Das Gelände am Oberg befindet sich heute noch in jüdischem Besitz, verwaltet vom Landesverband der jüdischen Gemeinde von Westfalen-Lippe. Der alte jüdische Friedhof liegt versteckt am Waldrand und ist heute nur noch durch eine kleine verwachsene Holztreppe erreichbar. Der alte jüdische Friedhof besaß gerade einmal eine Größe von 1108 qm. 1945 musste ein Drittel der 185 Grabstellen restauriert werden. Die Städte und Gemeinden hatten jetzt die Verantwortung für die Pflege und Erhaltung der Begräbnisstätten. Durch eine großzügige Spende des Vlothoer Ehrenbürgers Stephen H. Loeb und seiner Frau Betty konnten viele Begräbnisse restauriert werden. Seit 1986 steht der jüdische Friedhof unter Denkmalschutz
Gestaltung der grabsteine
Anhand der Gestaltung der Grabsteine wird die Anpassung der Juden an die christlich geprägte Gemeinde sichtbar. Die alten Grabsteine des jüdischen Friedhofs am Oberg tragen hebräische Inschriften sowie Sterbedaten nach jüdischer Zeitrechnung. Auf den älteren Steinen des Friedhofs an der Wasserstraße ist zu erkennen, dass auf der Vorderseite des Steines sich hebräische Inschriften befinden und auf der Rückseite deutsche Inschriften mit christlichen Sterbedaten. Nach einiger Zeit befanden sich hebräische und deutsche Inschriften dann auf einer Seite nebeneinander. Das Steinmaterial und die Form der Grabsteine passte sich ebenfalls an die christliche Tradition an. Auf den neueren Grabsteinen des Friedhofs wurde nur noch die deutsche Sprache und die christliche Zeitrechnung verwandt, allerdings lässt sich die Begräbnisformel nur in hebräischen Kürzeln ablesen.
Link Audiospur:
https://geoportal.kreis-herford.de/denkmal/vlotho/
Grabsteine mit deutscher Spache und christlicher Zeitrechnung
Rena Wilken