Die Vlothoer Synagoge
Vlothoer Gedenkstein für den Holocaust und für die zerstörte Synagoge an der Langen Straße
Geschichte der Synagoge:
Am 13. Juli 1847 schrieb Amtmann Poelmahn an den Landrat in Herford und der Bau wurde eingeleitet. Dieser startete jedoch erst 1850 und die Fertigstellung erfolgte ein Jahr später. Die Synagoge bot Platz für 68 Männer und 44 Frauen. Sie stand an der Langen Straße 66, direkt neben der jüdischen Schule und neben dem Rathaus. Die Synagoge war 142 qm groß und bis zur Traufe 7,30 m hoch, sowie aus Bruchstein erbaut. An der Ostseite gab es eine sechseckige Apsis, dort wo der Thoraschrein war. Rechts und links davon befanden sich je ein Rundbogenfenster mit einem Okulus darüber. An den Längsseiten gab es je drei Rundbogenfenster. Die Synagoge war eher schlicht gehalten, unter dem Traufgesims waren aber weitere Schmuckelemente angebracht. In der Synagoge standen auch ein Harmonium sowie verschiedene Kultgegenstände wie die drei Thorarollen, silberner Thoraschmuck und silberne Weinbecher, sowie verschiedene Leuchter, ein Schofarhorn (Musikinstrument aus einem Horn), ein Trauhimmel sowie Vorhänge und Decken.
Reichsprogrom und danach:
Die 1850 erbaute Synagoge wurde in den Morgenstunden des 10. November zerstört. Die Täter waren vier SA-und SS-Männer aus der Amtsverwaltung, diese zerstörten Türen und Fenster sowie den Dachstuhl. Ein Lehrling, der bei der Amtsverwaltung arbeitete, erkannte seine Vorgesetzten natürlich. Beteiligt waren: Gustav Vogt, Willhelm Krumme, Siegfried Kambarthel und eine unbekannte Person, möglicherweise Erich Hartmann, der, nachdem in Vlotho nichts passiert war, aus Herford angereist war. Auch die Frauenempore, sowie Teile des Dachstuhls, wurden demoliert. Die Inneneinrichtung wurde ebenfalls zerstört. Alle Kunstgegenstände wurden gestohlen und sind seitdem verschollen. Die Synagoge selbst wurde erst als Stall genutzt und im Jahr 1956 abgerissen.
Erfreulicherweise wurde vor einigen Jahren in der Herforder Synagoge ein Stück der Thora-Rolle aus Vlotho gefunden. Dieses wurde anlässlich der Eröffnung der Synagoge von einer Privatperson aus Bünde gespendet. Das Stück soll vielleicht auch einmal in Vlotho ausgestellt werden, befindet sich aber momentan in der Synagoge in Petershagen.
Die Synagoge nach ihrer Plünderung am 10. 11. 1938
Von Sven Tschötschel und Maximilian Schaffrin.